Arbeitszeit-Statistik: Vollzeitkräfte wollen weniger statt mehr arbeiten

29.04.2019

AK Präsidentin fordert: „Verfallsfrist für Überstunden abschaffen!“

Die aktuellen Zahlen der Statistik Austria aus der Arbeitskräfteerhebung 2018 sprechen eine deutliche Sprache: 85 Prozent der ArbeitnehmerInnen, die zwischen 36 und 40 Stunden arbeiten, wollen ihre Arbeitszeit nicht ändern. Ab der 41. Stunde sinkt die Zufriedenheit mit der Arbeitszeit rapide: 51 Prozent wollen weniger arbeiten, so gut wie niemand will länger arbeiten. AK Präsidentin Renate Anderl: „Diese Zahlen zeigen seit Jahren, dass die Menschen keine zehn und schon gar nicht zwölf Stunden am Tag arbeiten wollen. Denn noch dazu wird ja noch immer jede sechste Mehr- und Überstunde weder in Geld noch in Zeit abgegolten. Ich fordere ein Ende der Verfallsfrist für Überstunden und ein Überstunden-Doppel: Wer Überstundenentgelt mutwillig vorenthält, soll künftig das Doppelte zahlen müssen. Und wir müssen endlich über Arbeitszeitverkürzung sprechen!“

Die EU-Statistikbehörde Eurofound 2017 hat in der „Europäischen Erhebung zur Lebensqualität“ zur Wunscharbeitszeit ebenso deutliche Daten: In Österreich wollen Erwerbstätige im Durchschnitt 32 Stunden pro Woche arbeiten, das liegt etwa im EU-Durchschnitt von 34 Stunden.

Die Erfahrung aus der AK Arbeitsrechtsberatung zeigt: Aus Angst um ihren Job sagen viele ArbeitnehmerInnen nichts und fordern Entgelt für Überstunden, die sie oft über Jahre angesammelt haben, erst nach Ende ihres Arbeitsverhältnisses ein. Dann kommt oft die böse Überraschung: Im Arbeitsvertrag steht, dass alle Ansprüche nach nur drei Monaten verfallen.

Selbst wenn es eine solche Verfallsklausel nicht gibt und der Arbeitnehmer alle offenen Ansprüche zuerkannt bekommt, kommt der Arbeitgeber eigentlich völlig sanktionslos davon: Er muss zuzüglich Zinsen nur das zahlen, was er sowieso schuldig geblieben ist.